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Zarewna Schwan

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2012

„Das Märchen vom Zaren Saltan“ von Alexander Sergejewitsch Puschkin

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Als Inspiration für dieses dreidimensionale Mosaik diente das Gemälde „Zarewna-Lebed“ („Zarewna Schwan“) von Michail Wrubel. Der Maler erschuf es wiederum unter dem Eindruck der berühmten Oper von Rimski-Korsakow „Das Märchen vom Zaren Saltan“ nach dem Märchengedicht von A. S. Puschkin. Puschkin schrieb es seinerzeit nach den Motiven eines Volksmärchens, das ihm seine Kinderfrau Arina Rodionowna einst gerne erzählte. Auf diese Weise fließen in dieser Steinschneideskulptur mehrere Kunstformen und Variationen des berühmten Motivs der jungen Frau in Schwanengestalt zusammen.

Auch an der Entstehung des Opernstücks war Michail Wrubel unmittelbar beteiligt: Aus seiner Feder stammten die Entwürfe zum Bühnenbild und zu den Kostümen. Darüber hinaus wurde die Hauptrolle des Schwanen-Mädchens von seiner Ehefrau Nadeshda Sabela-Wrubel gesungen. Das erklärt auch die gestalterische Sorgfalt, Zärtlichkeit und die fesselnde Anziehungskraft, die von der Figur auf dem Bild ausgeht.

Das Mädchen in Schwanengestalt ist eines der ältesten Archetypen: In Mythen und Märchen verkörpert der Schwan seit jeher Weisheit und Zauberkraft. In der vorchristlichen Rus zählte dieser Vogel zu den besonders verehrten, „heiligen“ Wesen. Im Norden galt der weiße Schwan sogar als König der Vögel. Es sind vor allem die Eleganz und die Schönheit des Schwans, die Assoziationen mit einer schönen jungen Frau erwecken. In der Folklore kennt man sie beispielsweise als sagenhafte Figur des Weißen Schwanen-Mädchens, das allein das Geheimnis des Lebenswassers und der verjüngenden Äpfel kennt. Auch in Puschkins Märchenepos, das nach den Motiven der slawischen Legende entstanden ist, kann die Zarewna Schwan Wunder vollbringen und hilft dem Zarewitsch Gwidon in seine Heimat zurückzukehren, eine Familie zu gründen und sein Glück zu finden.

Wrubel hielt einen besonders magischen und wundersamen Moment fest: Die Verwandlung der jungen Frau in den Vogel. Als die Steinschneidekünstler dieses Motiv in Steinform neu erschufen, betonten sie das allmähliche Hervorgehen der weiblichen Figur aus dem Naturelement mit Hilfe der natürlichen Hohlräume im grünlichen Chrysopras. So konnten die Steinschneidemeister einen Defekt des Materials in ein künstlerisch-ästhetisches Ausdrucksmittel verwandeln. Dieser Eindruck wird durch die interessante Farbpalette kühler Nuancen im Sockel der Skulptur verstärkt — einer aus grau-grünem Jaspis mit bläulicher Schattierung gearbeiteten Meereswoge.

„Das Märchen vom Zaren Saltan“ von Alexander Sergejewitsch Puschkin

„Sei gegrüßt, mein Fürst! Warum

wandelst du so trüb und stumm?

Sprich, was ist dir angetan?“

So den Fürsten fragt der Schwan.

Und der Fürst zur Antwort sagt:

„Höre, was mein Herz zernagt:

Alle Menschen frein, ich sehe,

daß nur ich noch ledig gehe ...“

„Wen hast du dir denn erkoren?“

fragt der Schwan. „Mir kam zu Ohren,

daß ein Zarentöchterlein

lebt, so wunderschön und fein,

daß sie tags das Licht verdunkelt,

nächtens wie die Sonne funkelt,

glänzt ein Mond in ihrem Haar,

auf der Stirn ein Sternlein klar,

majestätisch ist die Frau,

schreitet stolz, gleich einem Pfau,

und ihr Stimmchen tönt so hell

wie im Wald ein Rieselquell.

Aber ist es wahr auch, sage?“

Voller Angst stellt er die Frage.

Sinnend schweigt der weiße Schwan,

und dann hebt er also an:

„Ehestand hat schwere Pflicht,

eine Gattin kann man nicht

von der Hand wie Handschuh streifen

und nach einer andern greifen.

Drum erwäg es erst vernünftig,

daß du nichts bereuest künftig.“

„Möge Gott mein Zeuge sein,

daß es Zeit für mich, zu frein“,

sprach der Fürst. „Schon Rat
gepflogen

hab ich, alles wohl erwogen,

und so stark treibt mich mein Sinn

zu der Zarentochter hin:

Sie zu sehn, zu Fuße gerne

ging’ ich bis zur weitsten Ferne!“

Seufzt der Schwan tief auf
und spricht:

„Weit zu gehen brauchst du nicht,

sieh, dein Schicksal ist dir nah,

bin die Zarentochter ja!“

Sprach’s und schwang sich
aus den Wogen,

kam zum Uferland geflogen,

ins Gebüsch sank er geschwind

und erschien als Zarenkind.

Glänzt ein Mond in ihrem Haar,

an der Stirn ein Sternlein klar,

majestätisch ist die Frau,

stolz geht sie, gleich wie ein Pfau,

und ihr Stimmchen klingt so hell

wie im Wald ein Rieselquell.

Fürst Gwidon in Wonne schaut

seine königliche Braut,

küßt sie, und mit frohem Sinn

führt er sie zur Mutter hin.

Zarewna Schwan

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“

2012

Idee: Grigori Ponomarjow

Meister: Grigori Ponomarjow, Stanislaw Schirjaew

Schliff: Alexei Atemasow, Konstantin Kotkow

Juwelier: Wiktor Sobolew

Material: Chrysopras, Jaspis, Moosachat, Marmor, Calcit, Quarz, Topas, Aquamarin, Brillanten, Silber, rhodiniert, palladiert

Maße: 50 × 35 × 35 cm