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Der Dämon

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2013

Aus dem Gedicht „Der Dämon“ von Michail Jurjewitsch Lermontow

Der DämonDer DämonDer DämonDer DämonDer Dämon

In dieser Arbeit haben die Meister das Kunstwerk „Der sitzende Dämon“ von Michail Wrubel in Stein neu erschaffen. Dieses Gemälde zählt dank seines tiefen Symbolgehaltes und der ungewöhnlich malerischen Ausführung unbestritten zu den berühmtesten Meisterwerken des russischen Künstlers.

Wrubel malte es im Jahr 1891 als eine von dreißig Illustrationen zur Jubiläumsausgabe von M. Ju. Lermontows Erzählungen, unter welchen sich selbstverständlich auch das berühmte Gedicht „Der Dämon“ befand — anerkanntermaßen ein Glanzstück des Poeten. Es erzählt die tragische Geschichte eines Dämons, der unter seinem irrlichternden Geist und seiner Liebe zu der schönen Tamara leidet. Von der universellen Langeweile ermüdet, verliebt sich der Dämon zu seinem eigenen Erstaunen in die ungewöhnliche junge Frau, und zwar genau am Tag ihrer Hochzeit. Aus Eifersucht führt er den Tod ihres Bräutigams herbei und erscheint um ihre Aufmerksamkeit buhlend immer und immer wieder vor ihr, lässt sie selbst dann nicht in Frieden, als sie ins Kloster geht. Die Liebe eines Dämons bleibt aber niemals folgenlos, und so endet das Gedicht mit einer Trauerszene — Tamaras Beerdigung.

Man sollte den Lermontowschen Dämon allerdings nicht als Verkörperung des rein Bösen missverstehen. Er will nicht willentlich Leid zufügen, sondern leidet selbst zutiefst. Der Dichter versieht ihn mit menschlichen Zügen — Langeweile, leidenschaftliche Liebe, Eifersucht. Ein unerreichbares Ideal, der innere Kampf, Zweifel und ein irrlichternder Geist — das macht den Dämon aus, wie Wrubel ihn gelesen hat.

Dieses Werk zählt man landläufig zu einem der ersten großen Werke des Symbolismus. Mit dieser Strömung verbindet das Bild besonders die Doppeldeutigkeit des Motivs: auf der einen Seite die Größe des Geistes, auf der anderen die unendliche Einsamkeit.

Das Kunstwerk ist in der berühmten Manier Wrubels ausgeführt: Durch das meisterhafte Beherrschen des Palettenmessers wird der Künstler zum Maler und Bildhauer zugleich. Seine Techniken imitieren gleichsam die Kunst des Mosaik. Beispielsweise hat sich Wrubel bei der Form der Blüten, die so sehr Kristallen ähneln, von Bruchflächen in Gesteinen inspirieren lassen. Aus diesem Grund wirkt die steinerne Verkörperung des Gemäldes besonders organisch.

Auch wenn die Palette verwendeter Materialien eher karg ist, ist es den Künstlern gelungen, mit ihrer Hilfe ein sehr ausdrucksstarkes Bildnis zu erschaffen. Als Sockel dient der Skulptur ein massives Rauchquarzstück. Die Figur des Dämons selbst ist aus einem Amethysten geschnitten, wobei der lichtdurchlässigste Teil des massiven Steins den Kopf bildet. Der ihn krönende Haarschopf aus durchsichtigem Rauchquarz entfaltet einen äußerst interessanten Effekt: Er wirft goldene Lichtreflexe in den Amethysten zurück, aus dem der Kopf gemacht ist, und sie blitzen in seinem Inneren auf, als wären sie Leidenschaften oder irrlichternde Gedanken.

Aus dem Gedicht „Der Dämon“ von Michail Jurjewitsch Lermontow

Der Dämon, Herr der Heimatlosen,

Flog überm dunklen Erdental,

Und seinen wirren Geist liebkosten

Erinnerungen ohne Zahl:

Beim Licht war er zuhaus vor Zeiten,

Er zählte zu den Cherubim,

Und sah ihn ein Komet von weitem,

So grüßten lächelnd sich die beiden

Mit frohem, unbeschwerten Sinn;

Und dort, wo ewig Nebel wehen,

Wollt wissbegierig er von fern

Die Karawanen ziehen sehen,

Wenn ziellos schwebte Stern um Stern;

Er glaubte fest und liebte gern,

Er, der als erster einst erstanden,

War frei von Zweifel, Groll und Schande;

Noch nicht bedrückte den Verstand

Der Zeitstrom, stets gleich und bitter...

Wie viel, wie vieles er empfand —

Es waren nur Gedankensplitter!

 

II

Schon längst verworfen irrte er,

Fand keine Heimat auf der Erde,

Flog durch die Zeiten, öd und leer;

Er sah, wie alles wiederkehrte,

Auf seiner immer gleichen Bahn.

Die Erde war ihm untertan,

Er säte Böses ohne Freude,

Denn seine Kunst, sein übles Tun

Fand nicht den Widerstand der Leute —

Er war enttäuscht und wollte ruhn.

Der Dämon

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“

2013

Idee: Iwan Golubew

Meister: Iwan Golubew, Alexei Sefirow

Schliff: Fjodor Wagisow, Oleg Nikolajewski

Schmiedearbeit: Jewgeni Belan

Material: Amethyst, Rauchquarz, Stahl

Maße: 50 × 50 × 50 cm