Pan in der griechischen Mythologie
Pan wurde im antiken Griechenland als Gott der Hirten, der Viehzucht und Fruchtbarkeit verehrt. In dieser Skulptur ist er mit seinem Opfertier, dem Bock, dargestellt. Diese mythologische Figur spielte eine derart zentrale Rolle im altgriechischen Götterpantheon, dass sie nicht nur alle späteren hellenischen Kulturen beeinflusste, sondern überall in der Welt Eingang in das kulturelle Erbe fand.
So stellte der Maler Michail Wrubel seinen Pan vor einem Hintergrund aus Birken, Wald und Fluss dar und versetzte ihn damit in eine typisch nordrussische Landschaft. Der Schutzgott der Wälder und Weiden sieht aus wie ein drahtiger alter Mann; das Gesicht ist voller Falten, sein Bart ist gelockt, auf dem Kopf wachsen ihm zwei Hörner, und der untere Teil seines Körpers ist schwarz. Seine Erscheinung erinnert an den slawischen Herrscher über die Wälder, den Leschij. Sowohl Leschij als auch Pan sind berühmt für ihren Frohsinn und lebendigen Charakter, sie schaden nicht so sehr den Menschen, sondern halten sie vielmehr mit ihren provokanten Scherzen zum Narren.
Der Einfluss von Wrubels Pan-Bildnis ist auch in dieser Skulptur zu sehen. Der Rückbezug ist vor allem in der Pose, dem Erscheinungsbild, der Dynamik sowie der Farbpalette zu spüren. In der „steinernen“ Gottheit haben die Meister jedoch sein animalisches Wesen bewusst hervorgehoben, indem sie die Hufen und den Bock, eines seiner Attribute, betonten. Auf das genuine, wilde Wesen dieser Gestalt wird auch durch die Positionierung der Dendriten hingewiesen: Sie lenken die Aufmerksamkeit auf Pans Kopf und seine Hände. Es ist kein Zufall, dass in vielen europäischen Sprachen das Wort „Panik“ von Pan abgeleitet wird: Der Legende nach versetzte er jeden in Angst und Schrecken, der es wagte, seinen herrschaftlichen Mittagsschlaf zu stören.
Die alten Griechen brachten ihrer Gottheit Schafe zum Opfer dar und suchten ihn auf diese Weise günstig zu stimmen. In der Skulptur holt Pan mit einer Schere über dem Tier aus, was der gesamten Komposition Dynamik verleiht. Die Dramatik des Motivs wird verstärkt durch den unerwarteten Kontrast zwischen der feurig orangefarbenen Gestalt des Bocks und der dunkel gehaltenen Erscheinung des mythischen Wesens über ihm. Die Figur des Pan ist aus massivem Stein geschnitten: Die sorgfältige, penible Arbeit des Meisters brachte sein verborgenes Potential zu Tage und verwandelte die naturgegebene Heterogenität des Materials in einen ästhetischen Wert.
Die Entstehungsgeschichte des Bocks ist ein hervorragendes Beispiel für die Magie der Steinschneidekunst: Als der Meister die zukünftige Figur herausarbeitete, trat nach und nach die Gestalt des Tieres an die Oberfläche, dessen Fell zum Teil die natürliche Kruste des Achats bildet. Die besondere Kunst besteht eben darin, das Material zu „öffnen“ — in erster Linie durch ein sorgfältiges Herausstellen seiner graduellen Farbverläufe. Das Erstaunliche ist hier aber Folgendes: Genau an der Stelle, die der Steinschneidemeister für die Zähne vorgesehen hatte, fand er überraschend eine weiße Linse — eine natürliche Einlagerung im Inneren des Gesteins. Als hätte das Material darauf gewartet, dass der Künstler ihm die seit jeher darin verborgene Form geben würde.
[...] Pan kam gleich zu der ihm eigenthümlichen Gestalt vollständig ausgebildet zur Welt, gehörnt, bärtig, krummnasig, rauhbehaart, geschwänzt, geissfüssig, so dass seine Mutter vor Schrecken entfloh. Sein Vater aber trug ihn auf den Olymp, wo alle Götter, besonders Bacchus, sich seiner freuten. Von ihm findet sich folgende Erzählung: Als die Athener beim ersten Einfall der Perser einen Schnellläufer nach Sparta sandten, um die Spartaner um Hülfe zu bitten, sei diesem unterwegs Pan erschienen und habe ihm zugerufen, er solle den Athenern sagen, warum sie denn ihn nicht verehren, da er ihnen doch schon oft genützt habe und noch nützen werde. Nach gewonnener Schlacht haben ihm sodann die Athener unter der Burg ein Heiligthum errichtet, und ihn mit jährlichen Festen geehrt. In Arcadien wohnt Pan in Grotten, schweift in Wald und Gebirg umher, führt mit den Nymphen Reigentänze auf, mehrt die Fruchtbarkeit der Herden, gewährt oder versagt den Jägern Beute, ist auch Gott der Bienenzucht und des Fischfangs. Als Hirtengott ist er musikalisch, erfindet und bläst die Hirtenpfeife (Syrinx), zu welcher er auf folgende Weise gelangte: Er liebte die Nymphe Syrinx und verfolgte sie bis zum Flusse Laodon, wo sie auf ihre Bitte in Schilfrohr verwandelt wurde, aus welchem nun der Gott sich jene Flöte schnitt und nach dem Namen der Nymphe benannte. Als Waldgott ist er auch ein Schreckensgott, der den Wanderern Grauen einjagt; man schreibt ihm eine furchtbare Stimme zu, mit welcher er auch Kriegsheeren Entsetzen einjagt, daher man einen unerklärlichen Schrecken, der zuweilen ein Heer plötzlich überfällt, einen panischen nennt. Heilig war ihm die Fichte und die Steineiche; er erscheint mit Fichtenzweigen bekränzt und mit dem Luchsfell bekleidet.