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Swjatogor und Mikula

Kunstwerkstatt Alexei Antonow
2011

Swjatogor und der Bauer Mikula

Swjatogor und MikulaSwjatogor und MikulaSwjatogor und MikulaSwjatogor und Mikula

Heldensagen und Lieder, die sich um Swjatogor ranken, gehören zu den ältesten: Sie stammen bereits aus einer Zeit vor der Christianisierung der Rus. Swjatogor, ein urtümlicher russischer Recke, ein Bogatyr, der in den Bergen lebt, erscheint darin als ein Krieger von beeindruckender, erstaunlicher Größe und unermesslicher Stärke. Manchmal bringt seine nach außen drängende Kraft Swjatogor sogar in Schwierigkeiten. Die uns überlieferten Heldenlieder, die Bylinen, beschreiben den Recken zwar, schweigen jedoch zu seinen eigentlichen Heldentaten.

Der Name Swjatogor unterstreicht, dass er eine Gestalt der Berge (russ.Gora) ist, ein Gipfelbewohner. Die Vorstellungen von seiner Erscheinung bildeten sich zu einer Zeit heraus, als riesenhafte Größe und übermenschliche Kraft als Attribute eines echten Helden galten. Swjatogor sprengt bei weitem alle denkbaren Grenzen des menschlich Möglichen, und seine Stärke hat Gewicht an sich, durch die bloße Tatsache ihres Vorhandenseins: Dieser Bogatyr ist in der Lage, jede denkbare Heldentat zu vollbringen. Seine Taten selbst werden in den Sagen allerdings nicht beschrieben.

Mikula Seljaninowitsch erscheint auf den ersten Blick als das komplette Gegenteil: Er ist ein Ackerbauer, der nur mit einem Quersack beladen zu Fuß durchs Land zieht. Nur in einem Punkt ist Mikula Swjatogor überlegen: Er besitzt die besondere Kraft des Ackerbaus, die es ihm erlaubt, das mit „Erdkraft“ gefüllte Säcklein zu heben, was dem Bogatyr aus den Bergen verwehrt bleibt.

Genau in dieser „Erdkraft“ liegt der Schlüssel zum Verständnis der Figur des Swjatogor und des bekanntesten Motivs, das sich um ihn rankt. Seine natürliche Umgebung ist die Bergwelt, während sein Gegenüber ein Mensch des flachen Landes ist. Das, was der Ackerbauer kann, bleibt dem archaischen Bogatyr, der oben in den Wolken lebt, vollkommen unzugänglich. Natürlich war das handwerkliche Geschick des Bauern Mikula dem Verständnis des einfachen Volkes weitaus näher und vertrauter als die Übermacht des Swjatogor, die dem menschlichen Verstand unbegreiflich ist.

Den Steinschneidekünstlern ist es gelungen, diesen verborgenen Gegensatz der beiden Helden herauszuarbeiten. Neben der vortrefflichen Wahl des Gesteins für Swjatogors Rüstung mit der hochfeinen Schnitzerei im Pyrit des Ringhemdes ist die Gestaltung des Sockels für dieses steinerne Kunstwerk eine genauere Betrachtung wert: Die märchenhafte Stimmung wird vor allem durch das Zusammenspiel der prächtigen Grashügel aus Nephrit in verschiedenen Schattierungen und dem Chalcedonstein mit der hauchdünnen Kristallkruste grünlicher Färbung erzeugt.

Swjatogor und der Bauer Mikula

Auf weitem Wege reitet der mächtige Recke Swjatogor daher, da erblickt er einen Wandersmann. Er lenkt sein Ross auf ihn, kann ihn aber durchaus nicht einholen: Er reitet im Galopp, der Wandersmann ist ihm voraus, er reitet im Trabe, der Wandersmann ist immer voraus. Da spricht der Recke solche Worte:

„He, Wandersmann, bleib ein wenig stehen, ich kann dich auf meinem guten Rosse nicht einholen.“

Der Wandersmann bleibt stehen, nimmt seinen Quersack von der Schulter und wirft ihn auf die Erde. Spricht der Recke Swjatogor:

„Was hast du da im Quersack?“

„Hebe ihn auf, so wirst du es sehen!“

 

„Was hast du in diesen Sack getan? An Kraft fehlt es mir sicher nicht, und doch kann ich den Sack nicht aufheben.“

„In dem Sack habe ich die Erdkraft.“

„Wer bist du aber selbst, welchen Namen hast du und wie benennt man dich nach deinem Vater?“

„lch bin Mikuluschka Seljaninowitsch.“

Swjatogor und Mikula

Kunstwerkstatt Alexei Antonow

2011

Modell: Iwan Golubew

Meister: Faris Chairlanamow, Nikolai Skripin, Igor Golochwastow

Bronze: Anastasija Mikurjewa

Juwelier: Pawel Wetrow

Material: Pyrit, Chalcedon, Jaspis, Lasurit, Quarzit, Nephrit, Holzstein, Kristall, Schaitanka-Pereliwt („Ural-Achat“), Dolerit, Bronze, Gold, Silber

Maße: 62 × 60 × 40 cm