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Aljoscha Popowitsch und der Drachensohn Tugarin

Kunstwerkstatt Alexei Antonow
2012

Aljoscha Popowitsch und Tugarin

Aljoscha Popowitsch und der Drachensohn TugarinAljoscha Popowitsch und der Drachensohn TugarinAljoscha Popowitsch und der Drachensohn TugarinAljoscha Popowitsch und der Drachensohn Tugarin

Aljoscha Popowitsch, der Sohn des Rostower Popen Lewonti, ist der jüngste der drei berühmten russischen Recken. Wie so oft ist auch hier der Jüngste zugleich derjenige mit dem größten Geschick, Wagemut, der größten Schlagfertigkeit und Pfiffigkeit — und im Letzteren liegt vor allem seine Stärke.

Der russische Wanderkrieger und Bogatyr Aljoscha Popowitsch erlangte Ruhm durch seine Heldentaten im Dienste der Heimat und des Fürsten. Üblicherweise musste der Herrscher die Bogatyri um nichts bitten, was in den Sagen eine wichtige Rolle spielt: Die Helden stellen sich stets aus eigenem Antrieb in den Dienst des Staates und wählen ihre Feinde selbst. Mehr noch, in der Geschichte von Aljoscha Popowitsch und dem Drachensohn Tugarin handelt der Bogatyr nicht nur auf eigene Faust, sondern nimmt sich sogar heraus, den Fürst von Kiew aufzuziehen. Das verleiht der Figur dieses Recken Lebendigkeit und macht sie sehr menschlich.

Der Kampf zwischen Aljoscha und dem Drachensohn Tugarin wurde als seine herausragendste und denkwürdigste Heldentat berühmt. Darin konnte er seinen unverwechselbaren Lebensmut, seine Aufgewecktheit, List, ja sogar Dreistigkeit unter Beweis stellen. Der Zweikampf mit dem Drachen ist ein archetypisches Motiv, das in den Epen zahlreicher Völker zu finden ist. Tugarin demonstriert seine Zugehörigkeit zum Feuerelement, indem er den Bogatyr mit Rauch zu ersticken und mit Funken zu überschütten droht. Forscher sind der Ansicht, dieses wiederkehrende Motiv habe seinen Weg in die Folklore der Rus auf der Grundlage tatsächlich stattgefundener Kämpfe gegen Nomaden gefunden. Diese These sieht in der Figur des sagenhaften Tugarin eine Verwandtschaft mit der kollektiven Gestalt der Polowetzer Khane. Von zentraler Bedeutung ist hier, dass Tugarin sich grundlegend von den Bewohnern der Rus unterscheidet: Er achtet nicht die Sitten, betet nicht zu Gott und ähnelt darüber hinaus in seiner Erscheinung einem Hund.

Scharfsinn und Wagemut sind in dieser Legende Aljoscha Popowitschs wichtigste Waffen. Als der Recke hinter dem Ofen hervor beobachtet, wie Tugarin sich am Tisch des Fürsten häuslich einrichtet, triezt er diesen scherzhaft und provoziert damit den Zweikampf. Auf diese Weise erfahren wir, dass Tugarin nicht nur unermesslich stark ist, sondern auch eine Geheimwaffe besitzt — ein fliegendes Ross mit Flügeln aus Papier. Doch der Glaube des Bogatyr erweist sich als mächtiger: Mit Hilfe eines Gebetes lässt er es regnen, die Flügel erweichen, und der Kampf wird durch die Pfiffigkeit und das Geschick Aljoscha Popowitschs entschieden. Das Einmischen höherer göttlicher Mächte schmälert dabei nicht den Verdienst des Siegers: Innerhalb der folkloristischen Gedankenwelt wird die Größe der Heldentat auf diese Weise sogar noch unterstrichen.

In diesem dreidimensionalen Mosaik wird das Gegensätzliche der beiden Helden auf der Farbebene herausgearbeitet: Der zurückhaltenden Farbpalette des Kostüms von Aljoscha Popowitsch steht das stechend Grelle der Kleidung seines Feindes gegenüber — vor allem in der Verbindung des satten Azurblaus seiner Hose und dem in seiner Leuchtkraft ungewöhnlichen Rhodonit der gesteppten Tracht. Lohnenswert ist auch ein näherer Blick auf die Flügel des Drachensohns Tugarin: Die feine Schnitzarbeit lässt sie beinahe wie im Wind zitternde Papiermembranen wirken.

Aljoscha Popowitsch und Tugarin

[...]

Dem Herrn Christo war sein Gebet genehm:

Der Herr eine Wolke mit Hagel und Regen gab,

Da wurden Tugarins Papierflügel naß,

Wie ein Hund fiel zur Erde der Drachensohn.

Da lief Jekim Iwanowitsch

Rasch zu Aljoscha Popowitsch hin:

Er habe den Tugarin fallen sehn.

Eilig rüstet’ Aljoscha sich,

Schwang sich flink auf sein braves Roß,

Nahm bloß einen scharfen Säbel mit,

Und ritt zu Tugarin, dem Drachensohn.

Als Tugarin den Aljoscha sah,

Brüllte mit dröhnender Stimme er:

„Hoi, Jung-Aljoscha Popowitsch du!

Willst du, mit Feuer verbrenn ich dich,

Willst du, mit den Hufen zertret ich dich,

Willst du, mit dem Speere durchbohr ich dich!“

Sprach Jung-Aljoscha Popowitsch da:

„Hoi, Jung-Tagarin, Drachensohn!

Gingst mit mir eine Wette ein,

Zu streiten, zu kämpfen Mann gegen Mann,

Doch hinter dir rückt nun ein endloses Heer

Gegen mich, den Aljoscha Popowitsch, an.“

Da schaute Turagin hinter sich —

Aljoscha sprang zu, hieb den Kopf ihm ab;

Wie ein Bierkessel rollt’ er auf die feuchte Erd.

Aljoscha Popowitsch und der Drachensohn Tugarin

Kunstwerkstatt Alexei Antonow

2012

Modell: Alexei Antonow

Künstler: Alexei Antonow, Konstantin Koshuchow, Wjatscheslaw Babinzew, Igor Golochwastow

Juwelier: Pawel Wetrow

Material: Rhodonit, Quarzit, Jaspis, Chalcedon, Holzstein, Uwarowit, Labradorit, Dolerit, Bronze, Silber, Gold

Maße: 53 × 80 × 47 cm