In der Figur des Kiewer Großfürsten Swjatoslaw, den N. M. Karamsin als Alexander den Großen der antiken Geschichte Russlands bezeichnete, spiegeln sich sowohl die eigenen Ansichten der Steinschneidekünstler wie auch die Vorstellungen der Gönner ihrer Kunst wieder — der Auftraggeber und Sammler, die ein tiefes Interesse an der nationalen Geschichte haben.
Die Vorliebe der „Swjatogor“-Meister für folkloristische und historische Themen hat sich in der Erschaffung einer ganzen Reihe von Skulpturen mit Bezug zu Ereignissen und Legenden des Altertums niedergeschlagen. In der Figur des Kiewer Großfürsten Swjatoslaw, den N. M. Karamsin als Alexander den Großen der antiken Geschichte Russlands bezeichnete, spiegeln sich sowohl die eigenen Ansichten der Steinschneidekünstler wie auch die Vorstellungen der Gönner ihrer Kunst wieder — der Auftraggeber und Sammler, die ein tiefes Interesse an der nationalen Geschichte haben. Den Meistern ist es gelungen, in dieser relativ kleinen und doch repräsentativen Skulptur die Bylinen — Sagen der alten Zeit — und die Poesie der Symbolisten des ausklingenden 19. Jahrhunderts zum Leben zu erwecken: Der Fürst, „im Leinenhemd, // das Schwert umgürtet“, um mit den Worten des Dichters Welimir Chlebnikow zu sprechen, steht fest auf dem Erdboden, der von äußerst naturalistisch wirkenden grauem Steppengras aus schillerndem Nephrit bedeckt ist. Der Autor des Modells demonstriert eine tiefe Kenntnis der Ikonographie des Helden, von dem antike Autoren berichten, er sei von mittlerem Wuchs gewesen, nicht zu groß und nicht zu klein, mit dichten Augenbrauen und hellblauen Augen, er habe eine kurze Nase und keinen Bart gehabt, dafür dichtes, langes Oberlippenhaar. Laut dem byzantinischen Geschichtsschreiber Leon Diakonos war das Haupt Swjatoslaws „ganz kahl; nur an den beiden Seiten hingen Haarlocken herab, als Zeichen seiner adeligen Abstammung. An dem einen Ohr hing ein Ohrring, mit zwei Perlen geschmückt, in deren Mitte sich ein Karfunkel befand. Sein weißes Gewand stach von den anderen nur durch seine Sauberkeit ab.“ Diese Beschreibung deckt sich mit dem malerischen Bildnis Swjatoslaws, welches der berühmte russische Künstler Klawdi Lebedew zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts erschuf, und auch mit der Bronzeskulptur, die in der A. Moran-Gießerei nach einem Modell von Je. Lansere gefertigt wurde. Die Steinschneidemeister haben auf Grundlage von dokumentarischen Quellen sowie vorliegenden Werken der bildenden Kunst und Skulptur eine Swjatoslaw-Figur aus Edelsteinen mit Wiedererkennungswert erschaffen, die doch ihre ganz eigene Handschrift trägt. Das weiße Leinenhemd ist aus Chalcedon gearbeitet, der Kettenpanzer aus Pyrit mit Details aus Stein und Metall. Im Ohr trägt die Figur einen kostbaren Ring, und zwei vergoldete Kragenknöpfe halten den Fellüberwurf aus Moosachat zusammen. Genauso sorgfältig sind die Details der Waffen verarbeitet. Dabei zeichnet sich die Skulptur nicht nur durch die präzise Gestaltung der fürstlichen Kleidung aus, sondern vor allem durch die Authentizität seiner Erscheinung. Das Gesicht, geschnitzt aus Gasgan-Marmor, ist ungewöhnlich ausdrucksstark: Es ist „finster und streng“ — genau so, wie seine Zeitgenossen Swjatoslaw beschrieben. Der Fürst und Feldherr zeichnet sich in der Ausführung der „Swjatogor“-Meister durch Herrschaftlichkeit und ein tiefes Vertrauen in seine eigene Stärke aus. Die Hand umfasst den Griff eines langen Schwertes, das er jederzeit bereit ist, aus der Scheide zu ziehen, mit den Worten: „Ich komme, Euch anzugreifen!“
Auf bekanntem Pfade zurück
Kamen Swjatoslaws kämpfende Heere.
Erschüttert haben sie die Kaiserstadt,
Nun umwehte die Helden die Ehre,
Der geliebten Heimat schon nah
Waren die mächtigen Ströme, die Täler ...
Doch lauernd und dürstend nach Rache
Hatten die Griechen den Bergweg belagert.
Sie erkannten die feindlichen Helme,
In den Hügeln und Felsen anbei,
Und so sprach Swjatoslaw zu den Seinen:
„Heut wartet die letzte Schlacht, wie es scheint!
Wenn der Feind uns auch schlägt, uns vernichtet,
Seine Beute zurück sich erobert —
Unser Ruhm wird trotz allem besungen,
Denn den Toten sagt man nichts Schlechtes nach!“
Und so kämpften sie bis zum Ende,
Bis noch der Letzte zu Boden ging;
Unter ihnen fiel auch der Sänger,
Der besingen könnte ihre letzte Stund.
So versiechten im Gras Swjatoslaws Gebeine,
Wind und Wetter verwehten sie bald –
Doch nun besingt seine Glorie ein Dichter,
Denn den Toten sagt man nichts Schlechtes nach!
In diesen schwierigen, düsteren Zeiten
Gedenken wir dem Vermächtnis des Swjatoslaw!
Denn gleich Lichtern, die uns auf Wegen leiten
Ist den neuen Epochen der vergangenen Glanz!
Mal des einen, mal anderen Volks
Sind die Städte, die Flüsse, die Täler –
Nur das Heldentum lebt immerfort,
Denn die Mutigen sind ruhmreich auf Ewig!
Swjatoslaw
Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2015
Autor: Grigori Ponomarjow
Meister: Konstantin Antipin, Andrej Pawlow
Schliff: Sergej Zygankow
Juwelier: Alexander Schakirow
Material: Feuerstein, Dendrolith, Pyrit, Chalcedon, Jaspis, Nephrit, Moosachat, Marmor, Silber, Bronze, vergoldet, brüniert
Größe: 36 × 26 × 32 cm