Unter der Herrschaft von Swjatoslaw betrat das Kiewer Großreich die internationale Manege. Der Fürst war äußert aktiv in der Außenpolitik, unternahm eine Eroberung nach der anderen. Deshalb gilt diese Epoche als Entstehungszeit der ruhmreichen Kampftradition der Alten Rus.
Swjatoslaw Igorjewitsch, 942 – 972, ab 945 Großfürst von Kiew
Unter der Herrschaft von Swjatoslaw betrat das Kiewer Großreich die internationale Manege. Der Fürst war äußert aktiv in der Außenpolitik, unternahm eine Eroberung nach der anderen. Deshalb gilt diese Epoche als Entstehungszeit der ruhmreichen Kampftradition der Alten Rus.
Swjatoslaw war erst drei Jahre alt, als die Drewljaner (ein ostslawischer Stamm, 7. — 12. Jh.) seinen Vater Igor Rjurikowitsch ermordeten, und die faktische Regentschaft über das Kiewer Großreich an seine Mutter, die Fürstin Olga, überging. Swjatoslaw wuchs als unermüdlicher Krieger heran, und als er endlich erwachsen war, wurden Feldzüge, die Eroberungen neuer Territorien und Siegesbeuten zu seinem Lebensinhalt.
Ein Chronist charakterisierte Swjatoslaw einst mit folgenden blumigen Worten: „Als Swjatoslaw zum Mann herangewachsen war, scharte er viele heldenmutige Krieger um sich, er war schnell wie ein Irbis und kämpfte viel. Kein Zelt hatte er, schlief den Kopf auf Sattel und Satteldecke gebettet — und so taten es ihm alle seine Krieger nach. “
Die Meister haben der Figur des Swjatoslaw eine Dynamik verliehen, die auf den Höhepunkt einer Kampfsituation hindeutet: Der Reiter lehnt sich in seinem Sattel zurück, holt mit der Lanze zum Angriff aus und erhebt gleichzeitig seinen Schild, um den Gegenschlag abzuwehren. Das pechschwarze, aus Dolerit geschnittene Pferd ist gerade nach einem großen Sprung auf dem Boden gelandet. Seine Augen schimmern zornig — ein Effekt, der durch Tigeraugenstücke mit vertikal gerichteter Bänderung erreicht wurde.
Die Figur des Helden wirkt besonders malerisch durch die Kombination ganz unterschiedlicher Texturen und Nuancen des polierten rötlichen Jaspis (Hose), des rotgestreiften Achats (Hemd), der gleichmäßigen Schnitzerei des Kettenhemdes aus Belarussischem Feuerstein und dem chaotischeren Faltenwurf des über die Schulter geworfenen Mantels aus Wolfspelz (Moosachat). Es ist zudem beachtenswert, wie die Meister einen natürlichen Defekt des Gesteins — das Überbleibsel einer Minigeode — in ein charakteristisches Merkmal verwandeln: Man sieht dem Mantel an, dass er seinen Besitzer bereits in zahlreichen Kämpfen treu begleitet hat, die ihre Spuren auf dem Fell hinterlassen haben.
In der linken Hand hält Swjatoslaw einen für seine Regierungszeit typischen Rundschild. Seine reiche Verzierung, die das Haupt einer Gottheit erahnen lässt, wird durch eine äußerst fein gearbeitete Kamee wiedergegeben, die dank der kontrastreichen Bänderung des Achats entstehen konnte.
Die Basis der Skulptur bildet ein massiver Pegmatitblock mit großen Rauchquarzkristallen — aufstiebende Spritzer auf der oberen Schnittfläche, die gleichsam durch das Aufschlagen der Hufen des Pferdes entstanden sind, das seinen Reiter entschlossen in den Kampf begleitet.
Auf bekanntem Pfade zurück
Kamen Swjatoslaws kämpfende Heere.
Erschüttert haben sie die Kaiserstadt,
Nun umwehte die Helden die Ehre,
Der geliebten Heimat schon nah
Waren die mächtigen Ströme, die Täler ...
Doch lauernd und dürstend nach Rache
Hatten die Griechen den Bergweg belagert.
Sie erkannten die feindlichen Helme,
In den Hügeln und Felsen anbei,
Und so sprach Swjatoslaw zu den Seinen:
„Heut wartet die letzte Schlacht, wie es scheint!
Wenn der Feind uns auch schlägt, uns vernichtet,
Seine Beute zurück sich erobert —
Unser Ruhm wird trotz allem besungen,
Denn den Toten sagt man nichts Schlechtes nach!“
Und so kämpften sie bis zum Ende,
Bis noch der Letzte zu Boden ging;
Unter ihnen fiel auch der Sänger,
Der besingen könnte ihre letzte Stund.
So versiechten im Gras Swjatoslaws Gebeine,
Wind und Wetter verwehten sie bald –
Doch nun besingt seine Glorie ein Dichter,
Denn den Toten sagt man nichts Schlechtes nach!
In diesen schwierigen, düsteren Zeiten
Gedenken wir dem Vermächtnis des Swjatoslaw!
Denn gleich Lichtern, die uns auf Wegen leiten
Ist den neuen Epochen der vergangenen Glanz!
Mal des einen, mal anderen Volks
Sind die Städte, die Flüsse, die Täler –
Nur das Heldentum lebt immerfort,
Denn die Mutigen sind ruhmreich auf Ewig!