Die Figur des Heiligen Georg schmückt das Wappen von Moskau, einer Stadt mit langer Tradition und der Hauptstadt des heutigen Russlands. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist doch Georg einer der berühmtesten Heiligen der Alten Rus. In den vergangenen Jahrhunderten wurde er als Schutzheiliger der Fürsten und Krieger verehrt, als der himmlische Patron der Rus. Ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zierte das Bildnis des Heiligen Georg die Moskauer Münzen.
Der Heilige Georg (? – 303/304) — Märtyrer und Heiliger der Russisch-Orthodoxen Kirche
Die Figur des Heiligen Georg schmückt das Wappen von Moskau, einer Stadt mit langer Tradition und der Hauptstadt des heutigen Russlands. Das ist nicht weiter verwunderlich, ist doch Georg einer der berühmtesten Heiligen der Alten Rus. In den vergangenen Jahrhunderten wurde er als Schutzheiliger der Fürsten und Krieger verehrt, als der himmlische Patron der Rus. Ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zierte das Bildnis des Heiligen Georg die Moskauer Münzen.
Der Legende nach soll er in einer Bauernfamilie in Lydda, Palästina geboren worden sein. Während seiner Kriegsdienstjahre hob sich Georg durch seinen Verstand, seinen Mut und seine Stärke hervor und konnte dank dieser Eigenschaften in den hohen Rang eines Tysjatschnik („Tausendmann“, eine Art Feldherr in der Alten Rus) aufsteigen. Selbst der Kaiser Diokletian persönlich äußerte sich anerkennend über die herausragenden Talente des Kriegers. Nach dem Tod seiner Mutter erbte Georg ein großes Vermögen und erlangte Einfluss bei Hofe. Als jedoch die Verfolgungen gegen die Christen begannen, verschenkte er seinen Besitz an die Armen und verkündete öffentlich, er sei Christ.
Georg wurde inhaftiert und schwer gefoltert. Der Heilige wurde sieben Tag lang gemartert, aber auf wundersame Weise war er immer am nächsten Tag wieder wohlauf und unversehrt. Dann wurde Georg zum Tode verurteilt, und in der Nacht vor der Hinrichtung erschien ihm der Legende nach Jesus und verkündete, den Märtyrer würde das Paradies erwarten. Georg wurde geköpft, und mit ihm wurde die Gattin des Kaiser, Alexandra, hingerichtet, die unter dem Eindruck der durch den Heiligen vollbrachten Wunder den christlichen Glauben angenommen hatte.
Schon bald nach seinem Tod erlangte der Heilige Georg große Berühmtheit in Byzanz, später dann auch in Westeuropa und im Nahen Osten. Viele Legenden wurden über ihn gesponnen; die bekannteste von ihnen erzählt vom Sieg des Heiligen Georg über einen blutrünstigen Drachen und der Rettung der Königstocher und der Stadt, die der Drache bedroht hatte. Dieses Wunder verbindet man sowohl mit dem himmlischen als auch dem irdischen Leben des Helden: Dank diesem Sieg sollen die Einwohner der geretteten Stadt zum Christentum bekehrt worden sein.
Die Skulptur des Heiligen Georg, der mit seinem Speer den Drachen tötet, gehört zu den größten Arbeiten der Werkstatt „Swjatogor“. Sie vereint wahre bildhauerische Wucht und die Finesse einer minutiösen Ausführung aller noch so kleinen Details. Die beeindruckenden Ausmaße der Skulptur und die Weitläufigkeit der eingesetzten Requisiten sind die Merkmale der künstlerischen Handschrift des Jekaterinburger Unternehmens, das in seinem Schaffen heimische Traditionen der Steinschneidekunst fortführt. Der berühmte Maler und Glyptiker A. K. Denissow-Uralski erschuf als einziger in Russland relativ große Werke aus Edelsteinen, die mit architektonisch gestalteten, prachtvollen Sockeln versehen waren. Man denke nur an die Mariannen-Statuette — eine Allegorie auf Frankreich — , den Friedensengel auf der riesigen Granitkugel oder das karikierende Porträt von Kaiser Wilhelm auf einem Stufenpiedestal aus Labradorit, Limonit und Marmor. Nikolai Dmitrijewitsch Tataurow, ein Landsmann von Alexej Kosmitsch Denissow-Uralski und Meister der Jekaterinburger Edelsteinschleiferei, die seinerzeit zum Hofe des Zaren gehörte, fertigte in den 1940er Jahren ebenfalls Kompositionen aus harten Gesteinsarten mit mehreren Figuren. Unter seiner Leitung stellten die Studierenden der Kunstgewerbeschule in Swerdlowsk die repräsentative Komposition „Der Ural schmiedet den Sieg“ her, die neben zwei Schmiede-Figuren eine Aufhäufung von Uraler Schmucksteinen, eine Panzer-und eine Traktor-Figur sowie schließlich einen steinernen Hintergrund mit Darstellungen von Fabriken umfasst, der in der Technik des Florentiner Mosaiks gearbeitet ist. Auf der anderen Seite haben die umfassend gebildeten Künstler und Handwerksmeister der Werkstatt „Swjatogor“ sicher nicht die russische Heraldische Skulptur außer Acht gelassen, die mit hartem Gestein arbeitet. Ein Beispiel hierfür ist das Wappen der Stadt Jaroslawl, das einen Bären aus Obsidian mit einem goldenen Beil auf einem Jaspis-Sockel zeigt und von Petersburger Meistern der berühmten kaiserlichen Firma Fabergé gefertigt wurde.
Die zeitgenössischen Meister haben eine monumentale Skulptur von Georg dem Drachentöter erschaffen, der in der ganzen christlichen Welt berühmt und einer der am meisten verehrten Heiligen der Rus war — nicht umsonst ist er auf dem Wappen der Hauptstadt Moskau verewigt. Nach Ansicht des Forschers Saweli Senderowitsch „erschöpft sich das Phänomen nicht in einem religiösen Kult, sondern umfasst einen breiteren gesamtgesellschaftlichen Bereich“ — so lässt sich auch erklären, dass die Gestalt des Heiligen Georg unausweichlich in den verschiedenen Epochen der russischen Kulturgeschichte wiederkehrt. Die Steinschneidekünstler der Werkstatt „Swjatogor“ haben der Figur zu neuem Glanz verholfen, indem sie eine Skulptur erschufen, die sich durch innere wie äußere Expressivität und durch die offenkundige gestalterische Originalität auszeichnet. Georg ist als furchteinflößender Krieger, als „der Siegreiche“, auf dem Höhepunkt der Schlacht mit dem Drachen dargestellt: Das leuchtend rote Blut des treuen Rosses und der rote Mantel des heiligen Märtyrers setzen ausdrucksstarke Akzente in der monochromen und doch äußerst malerischen Farbgestaltung, die auf dem Zusammenspiel von Schwarz, Weiß und Grau in den unterschiedlichsten Nuancen basiert. Der Kampf der zwei Elemente offenbart sich im Kontrast zwischen dem Drachen aus grau-schwarzem Feuerstein — eine Verkörperung der Finsternis — und dem Reiter auf dem Schimmel aus hellem Chalcedon mit einer Mähe aus Achat und einem glänzenden vergoldeten Geschirr. Die Steinschneidekünstler Iwan Golubew und Stanislaw Schirjajew demonstrieren hier sowohl höchste Meisterschaft ihres Handwerks als auch anatomische Genauigkeit: Das Gesicht des Heiligen aus blässlichem Stein ist ungewöhnlich ausdrucksstark und voller Tragik (so, als sei der Ausgang der Schlacht noch ungewiss), und sein Körper, eingepanzert in einen steinernen Harnisch, der in der Kameetechnik ausgeführt ist, zeichnet sich durch sorgfältige, minutiöse Ausarbeitung jedes einzelnen Muskels aus. In der strudelförmigen, sich zu einem Knoten windenden Komposition wird die Trägheit des festen Gesteins beinahe völlig außer Kraft gesetzt, die Atmosphäre um die Skulptur scheint durch die mächtigen, spannungsgeladenen Bewegungen des Reiters mit dem flatternden Mantel und seines aufgebäumten Pferdes mit der zerzausten Mähne förmlich auseinandergeschoben zu werden. Die expressiven Silhouetten der Figuren ergeben ein dynamisches Linienspiel, welches dank der Farbharmonie und der plastischen Genauigkeit der Gesten und Bewegungen weder kompliziert noch verworren wirkt. Die Komposition fußt auf einem schweren, den Skulpturen entsprechenden dunklen Piedestal mit Morion-Kristallen und einer Metallfassung mit geflochtener Verzierung im altrussischen Stil.
Die Skulptur „Der Heilige Georg“ gehört zweifelsohne zu den repräsentativsten und bedeutendsten zeitgenössischen Werken der Steinschneidekunst.
Damals lebte der Heilige Georg, der ein Comes war zu jener Zeit. Sein Heer war aufgelöst worden, und so strebte er das Kappadokische Land an, seine Heimat. Durch Gottes Willen fand der Heilige sich an diesem Ort wieder. Er wollte gerade sein Pferd tränken, da sah er eine junge Frau sitzen und Tränen auf ihren Schoß vergießen. Sie blickte umher und klagte. Der Heilige sagte zu ihr: „Weib, wer bist du und wer sind diese Menschen dort, die so laut weinen?“ Die junge Frau antwortete: „Das ist eine lange Geschichte, und ich kann sie dir nicht erzählen. Lauf, solange das Verderben nicht auch dich eingeholt hat.“ <...>Der Heilige sprach: „Weib, sag mir die Wahrheit. Denn ich schwöre bei Gott, ich werde dich nicht allein lassen, sondern mit dir sterben.“ Da wimmerte die junge Frau laut und sagte: „Mein Herr, unsere Stadt entwickelt sich prächtig, doch im Moor hat sich ein bösartiger Drache eingenistet. Jeden Tag kriecht er hervor und frisst die Stadtbewohner. Mein Vater hat befohlen, mich als Opfergabe für das Ungeheuer zu schicken. Nun habe ich dir alles erzählt. Lauf schnell fort.“ Nachdem der Heilige Georg sich alles angehört hatte, sagte er zu der jungen Frau: „Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, beruhige dich.“
Der Heilige bekreuzigte sich und stürzte dem Ungeheuer entgegen mit den Worten: „Oh Herr, bezwinge dieses Ungeheuer, damit die Ungläubigen zum rechten Glauben finden.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, fiel das Ungeheuer, dank Gottes Hilfe und dem Gebet des Märtyrers, zu den Füßen des Heiligen Georg. Da sagte der Heilige zu der jungen Frau: „Nimm deinen Gurt und die Zügel des Pferdes ab und gib sie mir.“ Die junge Frau tat wie ihr geheißen wurde. Da legte der Heilige Georg die Riemen um den Drachen und übergab ihn der jungen Frau mit den Worten: „Bringen wir ihn in die Stadt.“ Sie nahm den Drachen bei den Zügeln, und sie gingen. Als die Menschen das Wunder sahen, erschraken sie und wollten schon davonrennen, doch da rief der Heilige Georg: „Habt keine Angst. Haltet inne und erblickt die Herrlichkeit des Allmächtigen, nehmt an den Glauben an den wahren Gott, unseren Herrn Jesus Christus, und ich werde diesen Drachen töten!“ Der König und die Bewohner riefen: „Wir glauben an den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, die wesensgleiche und unteilbare Dreieinigkeit!“ Als er diese Worte hörte, zog der Heilige sein Schwert, tötete den Drachen und gab die junge Frau dem König zurück.<...>
Der Heilige Georg
Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2014
Autor: Iwan Golubew
Meister: Stanislaw Schirjajew, Iwan Golubew
Juwelier: Dmitri Jewdokimow
Material: Pyrit, Jaspis, Marmor, Belarussischer Feuerstein, Achat, Chalcedon, grauer Quarzit, Schaitan-Pereliwt, Rauchquarz, Metall, Dendrolith
Größe: 70 × 63 × 65,5 cm