Jermak gehört zu den berühmtesten russischen Staatsmännern und Helden. Mit seinem mutigen Feldzug gegen Osten, „der Sonne entgegen“, beginnt die Eroberung Sibiriens – der Prozess, der das moderne Russland zur Supermacht machte. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Jermak Timofejewitsch in Sibirien hoch verehrt, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Kosaken-Ataman zu einem der Nationalhelden.
Jermak Timofejewitsch, ? – 1585, Kosaken-Ataman. Besiegte das Khanat Sibir und leitete die Angliederung Sibiriens an Russland ein
Jermak gehört zu den berühmtesten russischen Staatsmännern und Helden. Mit seinem mutigen Feldzug gegen Osten, „der Sonne entgegen“, beginnt die Eroberung Sibiriens – der Prozess, der das moderne Russland zur Supermacht machte. Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Jermak Timofejewitsch in Sibirien hoch verehrt, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Kosaken-Ataman zu einem der Nationalhelden.
Ende des 16. Jahrhunderts erstreckte sich die Fläche Russlands bis ans Uralgebirge – östlich des Massivs lag das Territorium des Khanats Sibir. Die Grenzgebiete wurden von Unruhen heimgesucht. Die weitläufigen Gebiete des Ural standen unter der Herrschaft von wohlhabenden Kaufleuten und der Industriellenfamilie Stroganow, die aus Furcht vor den ständigen Konflikten Jermak den Vorschlag unterbreiteten, einen Feldzug gegen den sibirischen Khan Kütschüm anzuführen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Jermak bereits viele Jahre lang als Kosake im „Wilden Feld“ gelebt, einer Steppenlandschaft an den Oberläufen des Don, sowie an der Wolga, wo er seinen Heldenmut und seine Furchtlosigkeit vielfach unter Beweis gestellt hatte. Dem Ataman gelang es, den Khan zu besiegen, in mehreren Schlachten die sibirischen Tataren zu zerschlagen (auch dank dem Einsatz von Schusswaffen) und sich in Isker, der ehemaligen Hauptstadt des Khanats, zu festigen. Er führte sogleich die Tributpflicht ein und entsandte Eilboten, die dem Zaren Iwan dem Schrecklichen die Nachricht von der Eroberung Sibiriens und seiner Angliederung an den Russischen Staat überbringen sollten. Bald darauf geriet Jermak bei einer weiteren Schlacht in einen Hinterhalt und wurde getötet. Doch der Prozess der Erschließung Sibiriens war nicht mehr aufzuhalten.
Der ruhmreiche Name Jermaks wurde in zahlreichen Volksliedern und Legenden verewigt, die seinen Heldenmut, seine Furchtlosigkeit und seine hünenhafte Stärke lobpreisen.
Die Interpretation der Figur durch die Künstlerische Werkstatt Alexej Antonow zeichnet sich durch ihre überzeugend realistische Gestaltung aus. Diese Lesart kommt mit weniger Metaphern aus, die Farbgestaltung entbehrt jener schillernden Festlichkeit. Wir sehen einen Menschen in seiner alltäglichen Aufmachung vor uns, was betont wird durch den Pelz aus einfachem Schaffell, gearbeitet aus Auschkul-Jaspis und geschecktem Achat-Chalcedon. Das Kettenhemd aus Hämatit und der darüber gelegte zusätzliche Schutz aus Pyrit wirken wie eine echte Kampfausrüstung, die den Glanz von frisch geschmiedetem Metall bereits verloren hat. Die Wahl des höchst seltenen reinen Rhodonit in blassem Rosa für die Gestaltung des Hemds bringt eine frische Note in das zurückhaltende Kolorit der Skulptur. Der Schnee, den die kleinen Kristalldrusen des Chalcedon nachbilden, ist in diesem Bildnis des Sibirieneroberers eher als konkrete Naturerscheinung zu lesen denn als Metapher.
John Bell war ein schottischer Arzt, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch Russland reiste und dabei detailliert historische Zeugnisse der einheimischen Bevölkerung niederschrieb.
<...> Am Anfang des vorigen Jahrhunderts war ein gewisser Donkosak, genannt Jermak Timofejewitsch, gezwungen, sein Land zu verlassen, und da er nicht wusste, wovon er sonst leben sollte, schloss er sich mit einigen Räubern zu einer Gruppe zusammen und fing an, Reisende auf großen Straßen zu bestehlen. In kurzer Zeit erlangte er Ruhm und Macht, denn er überfiel — aus einer Menschen seines Berufsstandes eher unüblichen Herzensgüte heraus — nur die Reichen und half den Armen. Auch tötete und verwundete er niemanden, es sei denn, um sich selbst zu verteidigen. Dies brachte ihm solchen Ruhm ein, dass alle Menschen, die ohne Arbeit oder Rang gewesen, sich seiner Bande anschlossen und sich gerne dem Befehl des großzügigen und furchtlosen Mannes unterstellten. Schließlich wurde er derart mächtig, dass die Herrscher der naheliegenden Provinzen Truppen entsandten, um ihn zu fangen. Als er davon erfuhr, verließ er jene Gegend, eroberte mehrerer Boote auf der Wolga und trieb nun dort sein Unwesen. Abermals von den Verfolgern bedrängt, macht er sich auf zum Kaspischen Meer und gelang bis nach Persien, wo er einige Zeit sich als Kaufmann ausgebend lebte. Die Perser erfuhren jedoch, wer er wirklich war, und vertrieben ihn. Also kehrte er wieder an die Wolga zurück, wo er noch zügelloser raubte. Oft musste er sich in Wäldern oder Dörfern verstecken, und da er keine Geldsorgen hatte, bezahlte er stets großzügig für alles, wonach im der Sinn stand. Derweil war er sich bewusst, dass er sich nicht für immer mit solch einer großen Meute versteckt halten konnte, und so beschloss er, die Wolga hinter sich zu lassen und an die Kama zu ziehen, die weder von den Russen noch von anderen Völkern recht befahren war. Er erhoffte sich, dort sicher zu überwintern. Und so begab sich Jermak zusammen mit zweihundert Mann auf Fahrt über die Kama, doch unweit eines großen Dorfes, das heute dem Baron Stroganow gehört, wurden sie durch das Eis aufgehalten. Die Bewohner, von der Ankunft der Räuber in Angst versetzt und nicht im Stande, diese abzuwehren, mussten sie wohl oder übel hereinlassen und bewirten. Jermak forderte von ihnen aber nur Essensvorräte für den Winter, die er mit barem Geld bezahlte, und versprach, im Frühling fortzuziehen. So wurde es ihm gestattet, an diesem entlegenen Ort zu überwintern. Doch als der Sommer nahte, bekam es Jermak mit der Angst zu tun, die Regierung könnte ihn aufspüren, und beschloss, das Gebirge von Werchoturje zu überqueren und sich nach Osten zu begeben, wo er hoffte, unbesiedeltes Land oder zumindest eine sichere Zuflucht zu finden ...