Tamerlan spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte des mittelalterlichen Zentralasiens. Er entstammte einer angesehenen Familie — sein Vater war Stammesführer. Aber die Familie gehörte nicht zum Geschlecht der Dschingisiden, weshalb Tamerlan kein Anrecht auf die oberste Staatsherrschaft besaß und nur den Titel eines Emirs, nicht aber den eines Khans trug. Erst eine glückliche Vermählung band Tamerlan an das Geschlecht des Großen Dschingis Khan, und er erlangte den Titel Gurkani, d.h. Schwiegersohn des Khan.
Tamerlan (Timur), 1336 – 1405, zentralasiatischer Emir, Feldherr und Eroberer, Begründer der Dynastie der Timuriden
Tamerlan spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte des mittelalterlichen Zentralasiens. Er entstammte einer angesehenen Familie — sein Vater war Stammesführer. Aber die Familie gehörte nicht zum Geschlecht der Dschingisiden, weshalb Tamerlan kein Anrecht auf die oberste Staatsherrschaft besaß und nur den Titel eines Emirs, nicht aber den eines Khans trug. Erst eine glückliche Vermählung band Tamerlan an das Geschlecht des Großen Dschingis Khan, und er erlangte den Titel Gurkani, d.h. Schwiegersohn des Khan.
Er begann seine Feldzüge in den 1360er Jahren und eroberte schließlich das Tschagatai-Khanat — den größten Teil Zentralasiens. In den 1370er Jahren wurde er Großemir und machte sich auf, die benachbarten Territorien zu erobern — in den Kaukasus und den Nahen Osten. Tamerlans Armee stand in der besten Tradition der mongolischen Armeen: Hier herrschten strenge Hierarchie und eiserne Disziplin, zudem war man bestens mit den neuesten Waffen ausgestattet und geübt in den letzten Kriegsstrategien. Tamerlan, der Eroberer, war berüchtigt für seine besondere Grausamkeit im Umgang mit den Besiegten: Auf seinen Befehl hin wurden die abgehackten Köpfe der getöteten Feinde zu Pyramiden aufgetürmt.
Die Auseinandersetzung mit Khan Toktamisch, dem Anführer der Goldenen Horde, wurde zu einer der entscheidendsten für Tamerlan. Zuvor waren sie Verbündete gewesen, doch in den 1380er Jahren gerieten sie in einen Konflikt, der in einer zerschmetternden Niederlage für die Horde mündete. Das war der Beginn ihres Niedergangs und der Befreiung der Rus von ihrer Herrschaft.
Noch während des Krieges gegen Toktamisch hatte Tamerlan einen Feldzug gegen das sogenannte „Russische Khanat“ geplant. 1395 verwüstete er das an die Steppe grenzende Fürstentum Jelez, um weiter nach Norden zu ziehen. Aus Moskau rückte der Großfürst Wassili I. Dmitrijewitsch aus, um der Tamerlan-Armee entgegenzutreten. Zur gleichen Zeit wurde die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Wladimir nach Moskau überführt, und am Tag der Ankunft in Heiligtum wurde eine frohe Botschaft verkündet: Tamerlan hatte seinen Feldzug gegen die Rus aufgegeben und befand sich auf dem Rückzug in Richtung Süden. Dieses Ereignis wurde als großes Wunder aufgenommen, das die geheiligte Ikone bewirkt hatte, und als Zeugnis für die Schutzherrschaft der Mutter Gottes über die Rus.
Tamerlan aber führte währenddessen einen erfolgreichen Feldzug gegen Indien durch, unterwarf den osmanischen Sultan Bayezid I. und bereitete sich auf einen Einmarsch in China vor. Doch gleich zu Beginn des Feldzuges gegen Osten verstarb er plötzlich. Das durch Tamerlan begründete Reich zerfiel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Und nur einer seiner Nachfahren, Babur, konnte sich mit der Begründung des Mogulreichs in Indien zu Beginn des 16. Jahrhunderts hervortun, welches die Dynastie Timurs bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts regierte, bevor das Reich endgültig zerfiel.
Die Meister haben Timurs Gestalt eine farbenprächtige Erscheinung verliehen, die der Vielfalt der Völker in Timurs Imperium entspricht: Verschiedene Schattierungen von Rot und Goldocker, Himmelblau und sattem Grün lassen keinen Zweifel daran, dass wir einen zentralasiatischen Herrscher vor uns haben.
Um die Figur des Heeresführers farblich möglichst ausdrucksstark zu gestalten, verwendeten die Meister Steine in kräftigen Kontrastfarbtönen. Die Lederdetails am Helm, die Schulterstücke und das mit kleinen Metallplättchen besetzte Schutzgewand wurden aus tiefrotem mit weißen Quarzadern durchzogenem Urasowo-Jaspis gefertigt. Die Satteldecke überzeugt durch die Farbpracht des pastellroten Jaspis, und das Hemd besteht aus seltenstem kräftig-rosafarbenem Rhodonit ohne dunkle Verfärbungen oder Äderchen. Der glänzende Helm, die Beinschienen, Armschoner und das Brustschild aus geschnitztem Pyrit setzen schillernde Akzente. Interessant ist die Kombination aus Auschkul-Jaspis und Quarzit-Details in der Figur des Pferdes: Die natürlichen ockerfarbenen Flecken des Minerals fügen sich sehr schön in den Schweif und den Haarsaum an den Hufen ein.
Die Basis der Skulptur verkörpert das Bild eines prosperierenden Reiches: Zahlreiche Bauten aus gesprenkeltem Pegmatit werden effektvoll von Lasurit-Kuppeln gekrönt. Die blauen Meere aus Chalcedon sind gesäumt von Sandwüsten aus größeren Aventurinstücken, deren natürliche Bruchstellen ein naturalistisches Landschaftsbild ergeben. Die sandfarbenen Töne werden kontrastiert durch den grünen Malachit, dessen Oberfläche mit wundersamen Schnörkeln verziert ist, die an Ornamente zentralasiatischer Bauten erinnern. Die Halbkugel unter den Pferdehufen vermittelt einen Eindruck von den Ausmaßen des Territoriums, welches der Heeresführer Tamerlan eroberte — beinahe die halbe Erde.
Ruy Gonzales de Clavijo war als Diplomat und Botschafter nach Samarkand geschickt worden, um Geschenke und Briefe von dem spanischen König zu überbringen. Während der gesamten Reise führte er detailliert Tagebuch, in dem er seine lange Reise sowie die Bräuche, Sitten und das Leben der orientalischen Länder zu Beginn des 15. Jahrhunderts beschrieb. In diesem Text wird Tamerlan als Timur-Beg, und Toktamisch als Totamix bezeichnet.
<...> Ich will euch erzählen, wie Timur-Beg Totamix besiegte und vernichtete, den Kaiser von der Tartarei, einen mächtigen und starken Mann. Als Timur-Beg Nachricht von den Plünderungen des Totamix Nachricht bekam, setzte er ihm mit seiner Horde nach, gleichwohl das Heer des Feindes weitaus zahlreicher war. Er erreichte ihn an einem großen Fluß namens Veçina, nahe der Tartarei. Timur-Beg machte so große Märsche, wie er nur konnte, um den Flußübergang zu bewachen, aber als der Timur-Beg dort anlangte, hatte der Kaiser bereits den Fluß überquert.
<...> In der dritten Nacht befahl der Timur-Beg in seiner Horde, daß die Frauen sich Helme auf die Köpfe setzen sollten, damit sie wie Männer aussähen. Allen Männern aber befahl er den Aufbruch in höchster Eile, und zwar mit zwei Pferden, eines auf dem sie ritten, und ein weiteres am Zügel. So verließ er sein Heerlager, in dem nur die Frauen, die wie Männer aussahen, zusammen mit den Gefangenen und den Sklaven zurückgeblieben waren. Er aber kehrte den Fluß entlang zurück, und alles, was sie in drei Tagen marschiert waren, legte er rückwärts jetzt in dieser einen Nacht zurück und überquerte den Fluß. Zur dritten Stunde überfiel er das Heerlager des Kaisers Totamix, ließ es ausrauben und alles nehmen, was sie mit sich führten, denn sie hatten sich ja sehr bereichert. Totamix konnte fliehen, aber es war eine großartige Tat, denn dieser Totamix hatte ein riesiges Heer angeführt. Es war eine der größten Schlachten, in denen Timur siegte, und einige sagen sogar, es sei eine größere gewesen als die gegen die Türken.
<...> Bei der größten Stadt Indiens, die sich Deli nennt, begegneten sich dieser Herrscher Indiens und der Timur-Beg zu einer Schlacht, zu der der Herr Indiens viel Volk zusammenzog und etwa 50 bewaffnete Elefanten hinführte, die die Unsrigen Marfiles nennen. Bei der ersten Begegnung wurde der Timur-Beg vom Herrn Indiens dank seiner Marfiles geschlagen. Am folgenden Tag begann die Schlacht von neuem, und der Herrscher Timur-Beg ließ eine große Anzahl von Kamelen mit riesigen Mengen trockenen Grases beladen und rechts von den Marfiles aufstellen. Als die Schlacht begonnen hatte, ließ er Feuer an das Heu legen, so daß die Marfiles, als sie die brennenden Kamele auf sich zukommen sahen, die Flucht ergriffen, denn die Marfiles — sagt man — haben große Angst vor dem Feuer, weil sie so kleine Augen haben. Bei dieser Gelegenheit wurde der Herr Indiens besiegt, und der Timur-Beg nahm ihm das ganze flache Land ab, das an sein Reich von Samarkand angrenzte.
Tamerlan
Künstlerische Werkstatt Alexej Antonow
2014
Autor: Wladislaw Oshegow
Meister: Roman Jaschkin, Oleg Koschelew, Nikolai Skripin, Igor Golochwastow
Juweliere: Pawel Wetrow, Anastasija und Darja Merkurjewa
Material: Jaspis, Pyrit, Karneol, Rhodonit, Cacholong, Türkis, Quarzit, Ilmenit, Lasurit, Achate, Sapphirin, Silber, Messing
Größe: 76 × 51 × 54 cm