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Iwan IV. der Schreckliche

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2012

Iwan der Schreckliche ist eine der schillerndsten und widersprüchlichsten Figuren der russischen Geschichte. Ein schrecklicher Tyrann und gleichzeitig ein Mensch mit großem literarischem Talent, Autor zahlreicher publizierter Erzählungen. Ein siegreicher Reformator während der ersten Hälfte seiner Herrschaftsperiode – und zu ihrem Ende hin ein unglückseliger Despot. Die Herrschaft Iwan des Schrecklichen endete mit dem Scheitern vieler innen-und außenpolitischer Vorhaben und einer tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise.

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Iwan der Schreckliche (1530 — 1584), Großfürst von Moskau ab 1533, Zar von Russland ab 1547

Iwan der Schreckliche ist eine der schillerndsten und widersprüchlichsten Figuren der russischen Geschichte. Ein schrecklicher Tyrann und gleichzeitig ein Mensch mit großem literarischem Talent, Autor zahlreicher publizierter Erzählungen. Ein siegreicher Reformator während der ersten Hälfte seiner Herrschaftsperiode – und zu ihrem Ende hin ein unglückseliger Despot. Die Herrschaft Iwan des Schrecklichen endete mit dem Scheitern vieler innen-und außenpolitischer Vorhaben und einer tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise.

Iwan war das langersehnte Kind des Großfürsten Wassili III. Iwanowitsch und der Fürstin Jelena Wassiljewna Glinskaja. Der glückliche Vater ließ zur Feier der Geburt im Dorf Kolomesnkoje bei Moskau die prächtige Christi-Auferstehungs-Kirche erbauen. Doch die Familienidylle hielt nicht lange an: 1533 verstarb Wassili III., und 1538 Jelena Glinskaja. Iwan Wassiljewitsch wurde zur Vollwaise, und die Macht im Land ging an die Bojaren über, die sich gegenseitig bekriegten und die

Geschichte

Staatsangelegenheiten vernachlässigten. Um die Erziehung des jungen Herrschers kümmerte sich niemand. Die Bojaren lebten ihm ein schlechtes Vorbild vor, die Gewalt und die gegenseitigen Erniedrigungen unter den Aristokraten, die er tagtäglich erleben musste, säten schon früh den Samen des Bösen in der Seele Iwans.

1543 beschloss Iwan die Führung in die eigenen Hände zu nehmen, mischte sich in den Konflikt zwischen den verschiedenen Bojaren-Parteien ein und erteilte den Befehl zur Hinrichtung des hochadeligen Fürsten A. M. Schuiski. Das flößte den Bojaren Furcht vor dem Zorn des kaiserlichen Sprösslings ein. 1547 ließ sich Iwan Wassiljewitsch zum Zaren krönen, womit er sich endgültig über alle Untergebenen erhob, und heiratete die Bojarentochter Anastassija Romanowna Jurjewa. Bald darauf gab es in Moskau einen verheerenden Großbrand, auf den ein Volksaufstand folgte. 1549 – 1560 führte Iwan IV. mithilfe des „auserwählten Rats“ (Isbrannaja Rada) wichtige Reformen durch, die auf eine Zentralisierung des Landes abzielten. Zeitgleich führte der Monarch Feldzüge gegen das Khanat Kasan an, der in der Einnahme von Kasan, der Liquidation des Khanats und der Eroberung des Mittleren Powolshje (Wolgaregion) mündete. 1554 wurde das Khanat Astrachan angegliedert.

1558 begann Iwan IV. den Livländischen Krieg um das Baltikum. Anfänglich konnten die russischen Truppen Siege verbuchen, doch schon bald stockte der Vormarsch und sie mussten die ersten Niederlagen einstecken. Unter anderem diese Misserfolge führten zu einem Bruch zwischen Iwan dem Schrecklichen und dem auserwählten Rat sowie zu einem Konflikt mit der Führungsspitze des Dienstadelstandes – Bojaren und Hofadel. Im Dezember 1564 errichtete der Zar die Opritschnina, ein speziell verwaltetes Gebiet im Norden Russlands, in dem der Zar seine despotische Macht mit härtesten Herrschaftsmethoden zu festigen suchte. Das Land wurde von einer Welle des Terrors überrollt. 1569 – 1570 beschuldigte der Zar die gesamte Bevölkerung Nowgorods des Verrats und verwüstete die Stadt: Tausende Russen fielen den Opritschniki zum Opfer.

1571 drang der Khan der Krimtataren Devlet Giray bis nach Moskau vor und setzte die Stadt in Brand. Die Opritschnik-Armee hatte die Tataren nicht aufhalten können, und der Zar war enttäuscht von seinen einstigen Schützlingen. Die Opritschnina wurde aufgehoben und die ehemals Vertrauten des Zaren hingerichtet. Doch konnte er damit die schwierige Lage an der Front im Livländischen Krieg nicht ändern. Ausgezehrt durch Terror, Krieg und Epidemien, konnte Russland sich nicht mehr gegen die Schweden und Polen zur Wehr setzen, die erst alle Eroberungen Iwan des Schrecklichen im Baltikum zurückholten und dann dazu übergingen, auch Teile des russisches Bodens einzunehmen, was der Zar wohl oder übel hinnehmen musste.

1581 fügte Iwan der Schreckliche seinem Sohn und Thronfolger Iwan Iwanowitsch in einem Anfall von Rage eine tödliche Verletzung zu. Dieser unbeabsichtigte Mord erschütterte den Tyrann zutiefst. Er ergreiste, versank in der Angst vor einer posthumen Vergeltung und ordnete an, in den Kirchen solle für alle Hingerichteten gebetet werden.

Stein

Die widersprüchlichen Facetten der Persönlichkeit und der Taten Iwan IV. des Schrecklichen konnten bei der Erschaffung der Skulptur nicht unberücksichtigt bleiben. Einerseits wird durch die Statik des pyramidenförmigen Marmorsockels mit Stufen seine unerschütterliche Macht verkörpert. Auf der Pyramide steht ein massiver geschnitzter Thron aus schneeweißem Magnesit, der dem echten Thron Iwan des Schrecklichen in Form und Gestaltung nachgebildet ist. Dieser Statik steht die dynamische Figur des Zaren entgegen, der einen Schritt die Stufen hinab macht. Das von Begierden und Zweifeln gezeichnete Antlitz des Herrschers ist von klassischen Werken der russischen Kunst inspiriert – den Gemälden von W. M. Wasnezow und I. Je. Repin sowie der Porträtbüste aus der Hand von M. M. Antokolski.

Noch deutlicher wird der innere Konflikt in der Farbgestaltung der Komposition herausgearbeitet. Die Attribute der Macht – das Podest und der Thron obenauf – sind in hellen, fast schneeweißen Tönen gehalten. Die Gewänder des Zaren heben sich durch satte Rottöne ab. Der Ferjas (ein langer Caftan mit eng zusammenlaufenden Ärmeln) aus Jaspilit ist so gearbeitet, dass die Knopfleiste in der Mitte von einer eleganten Borte in Rot und leuchtendem Ocker gesäumt wird. Entsprechende Borten an den Ärmeln erzeugen den Eindruck eines Stoffes mit kostspieligen Ornamenten. Der über den Ferjas gelegte Ochaben (ein langer Mantel mit frei am Körper anliegenden Ärmeln mit Schlitzen) aus buntgeschecktem Jaspis („Kattun“-Jaspis) in satten Rottönen bringt Harmonie und zugleich Spannung in die Komposition. Die Dynamik wird durch einen achtlos über den Thron geworfenen Pelz aus Feuerstein unterstrichen, dessen dunkle Schwere das leuchtende Weiß des Sessels dämpft und so den dramatischen Effekt verstärkt.

Richard Chancellor
Über den großen und mächtigen Russischen Zaren und Moskauer Großfürsten

<...>Was die Speisen anging, die dem Großfürsten gereicht wurden, so folgten sie keiner festen Abfolge, aber ihre Darbietung war ausgesprochen reich: Es wurde alles auf Gold serviert — nicht nur dem Zaren, sondern auch uns; die Servierteller waren schwer, und auch die Kelche waren aus Gold und sehr schwer. Die Zahl der Tischgäste betrug an diesem Tag etwa zweihundert, und alle speisten von goldenem Geschirr. Die Hofbediensteten trugen goldene Gewänder und Mützen, während sie den Zaren bewirteten. Bevor die Speisen gereicht wurden, ließ der Großfürst für jeden ein großes Stück Brot bringen, wobei der Kellner denjenigen, für den das Brot bestimmt war, immer laut beim Namen nannte und Folgendes sprach: „Iwan Wassiljewitsch, der Russische Zar und Großfürst von Moskau, heißt Sie mit diesem Brot willkommen!“ Dabei musste sich derjenige erheben und solange stehen, bis die Worte gesprochen waren. Ganz zuletzt ließ er dem Marschall Brot bringen; der aß es vor dem gnädigen Fürsten, verbeugte sich und ging. Dann brachte man einen Schmaus aus Schwanenfleisch, das in Stücke geschnitten war; auf jedem Servierteller ein Schwan. Der Großfürst ließ die Stücke auf dieselbe Weise verteilen wie zuvor das Brot, und der Diener sprach wieder dieselben Worte.

<...>Dieser Fürst ist Herrscher und Zar über viele Länder, und seine Macht ist erstaunlich groß. Er ist im Stande zweihundert-oder gar dreihunderttausend Leute ins Feld zu schicken, und wenn er selbst einen Feldzug unternimmt, hinterlässt er an allen Grenzen seines Staates zahlreiche Krieger.

<...>Ich habe die prachtvollen Zelte seiner Majestät des Königs von England und des französischen Königs gesehen, die es doch nicht aufnehmen können mit den Zelten des Moskauer Großfürsten. Und wenn Russen in ferne Länder gesandt werden oder sie selbst ausländische Gäste empfangen, legen sie großen Pomp an den Tag. Bei anderer Gelegenheit kleidet sich der Großfürst selbst äußerst bescheiden, und wenn er nicht von einem Ort zum Ort zum anderen reist, nur etwas besser als gewöhnlich.

Iwan IV. der Schreckliche

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“

2012

Autor: Grigori Ponomarjow

Meister: Artemi Lebedew, Konstantin Antipin

Schliff: Alexej Atemassow, Serge jZygankow

Juweliere: Wiktor Sobolew, Raschid Fatykow

Material: Jaspis, Magnesit, Tigerauge, Feuerstein, Jaspilit, Achat, Marmor, Gold, Silber

Größe: 41 × 30 × 32 cm