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Fürst Serebrjanyi

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“
2014

Im 16. Jahrhundert wurden die Bojaren-Brüder Wassili und Peter Semjonowitsch aus dem Fürstengeschlecht der Serebrjanye („die Silbernen“) durch ihre erfolgreiche Kriegsführung berühmt. Fürst Wassili Semjonowitsch war Woiwode im Heereszug gegen Kasan, leitete während der Besetzung der Stadt im Jahr 1552 die Belagerung und kämpfte beim Sturmangriff. Später blieb er in der besetzten Stadt und wurde deren Statthalter. Im Jahr 1558 nahm „der Silberne“ in Livland (Baltikum) die Stadt Juriew ein. Im Jahr 1559 zerschlug er das Heer des Baronen von Fölkersam, eroberte Marienburg und nahm noch etwa zehn Jahre lang an verschiedenen Heereszügen gegen Westen teil. Sein einziger Stammhalter — und der letzte des Serebrjanye-Geschlechts — wurde ebenfalls Woiwode.

Fürst SerebrjanyiFürst SerebrjanyiFürst Serebrjanyi

Fürst Serebrjanyi — Moskauer Woiwode des 16. Jahrhunderts.

Geschichte

Im 16. Jahrhundert wurden die Bojaren-Brüder Wassili und Peter Semjonowitsch aus dem Fürstengeschlecht der Serebrjanye („die Silbernen“) durch ihre erfolgreiche Kriegsführung berühmt. Fürst Wassili Semjonowitsch war Woiwode im Heereszug gegen Kasan, leitete während der Besetzung der Stadt im Jahr 1552 die Belagerung und kämpfte beim Sturmangriff. Später blieb er in der besetzten Stadt und wurde deren Statthalter. Im Jahr 1558 nahm „der Silberne“ in Livland (Baltikum) die Stadt Juriew ein. Im Jahr 1559 zerschlug er das Heer des Baronen von Fölkersam, eroberte Marienburg und nahm noch etwa zehn Jahre lang an verschiedenen Heereszügen gegen Westen teil. Sein einziger Stammhalter — und der letzte des Serebrjanye-Geschlechts — wurde ebenfalls Woiwode.

Auch Fürst Peter Semjonowitsch partizipierte am Livländischen Krieg und am Heereszug gegen Kasan im Jahr 1552. Zusammen mit A. B. Gorbatyi-Schuiski schlug er den tatarischen Fürsten Jepantsche, der in den Wäldern russische Heere überfiel. Trotz seiner vielen Kriegsverdienste wurde er 1570 von den Opritschniki hingerichtet.

Die Fürsten Serebrjanye, Moskauer Bojaren und Woiwoden des 16. Jahrhunderts, dienten als Prototypen für Alexei Tolstois Roman „Der silberne Fürst“, in dem es um einen tapferen Krieger und edlen Hünen geht.

Stein

Mit der Figur des Moskauer Woiwoden greifen die Steinschneidemeister abermals die Epoche der Herrschaft Iwan des Schrecklichen auf. Der Fürst ist mit einem für den russischen Adel des 16. Jahrhunderts traditionellen Caftan bekleidet, dessen prächtiger Stoff (bestickte Seide oder Brokat) durch das malerische Schimmern des farbenfroh gescheckten Jaspis (sog. „Kattun-Jaspis“) wiedergegeben wird. Die goldene Stickerei auf der Brust und entlang des Saums ist typischerweise durch geschnitzte Elemente aus Tigerauge aufgegriffen. Auf dem Kopf trägt der Woiwode eine Mütze aus demselben Material, aus dem auch der Caftan besteht: Sie ist mit einem kostbaren Zobelpelz besetzt, dessen Glanz von einem äußerst treffend ausgewählten Stück Tigerauge imitiert wird. Auch an der Ausarbeitung der kostbaren Stickerei der Kopfbedeckung erkennt man die außerordentlich präzise Meisterhand: Jede Perle ist einzeln aus schneeweißem Magnesit geschnitzt worden.

Dynamik bekommt die Figur durch das feine Tuch in der Hand des Fürsten, das aus halbdurchsichtigem Chalcedon geschnitten ist, sowie durch den Caftansaum, der von einem Windstoß zurückgeworfen wird und den Blick auf das Hemd freigibt. Dieses Kostümdetail ist aus gräulichem Jaspis geschnitzt, dessen Farbton den eines Leinstoffs genau trifft. Das Hemd ist mit einer getönten Gravur versehen, die Stickereien imitiert.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich die präzise Materialauswahl am Gurt der Figur: Das Muster des Jaspilit, aus dem der Gurt geschnitten ist, bildet rot-braune Streifen, die den Anschein einer feinen Stickerei an den Rändern der Stoffbahn und prächtiger Seidenfransen an deren Enden erwecken. Die ruhige Basis aus Chalcedon gleicht das farbenreiche Kolorit der Figur sowie ihre Dynamik aus und trägt zu einem harmonischen Ganzen bei.

Auszug aus dem Roman Der silberne Fürst von Alexej Tolstoi

<...> Fürst Serebrjanyi war nicht für Gespräche geschaffen. Von den Feinheiten der Diplomatie wollte er nichts wissen, lieber hatte er gleich alle Karten auf dem Tisch, und daher untersagte er den ihn begleitenden Djaken alle Spielchen, was diese außerordentlich bedrückte. Die Berater des Königs, die schon bereit gewesen waren nachzugeben, nutzten bald die Schlichtheit des Fürsten aus, entlockten ihm unsere Schwachstellen und erhöhten ihre Forderungen. Da hielt er es nicht mehr aus: Inmitten der Vollversammlung schlug er mit der Faust auf den Tisch und zerriss die Urkunde, die zur Unterzeichnung schon bereitlag. „Ihr seid wohl auch eurem König gegenüber link und falsch! Mein Gewissen ist rein, während ich mit euch rede, doch ihr sucht nur nach Wegen, um mich an der Nase herumzuführen! So lässt es sich nicht verhandeln!“ Dieser hitzige Ausfall machte mit einem Schlag allen Erfolg der vorhergegangenen Gespräche zunichte. Und der Silberne wäre auch mit Sicherheit in Ungnade gefallen, wenn nicht am selben Tag aus Moskau der Befehl gekommen wäre, keinen Frieden zu schließen, sondern den Krieg wieder aufzunehmen. Freudig ritt Serebrjanyi aus Vilnius hinaus, tauschte seine Samtkleider gegen eine glänzende Rüstung und schlug nach rechts und links nach den Litauern. Auf dem Feld leistete er besseren Dienst als im Verhandlungssaal, was ihm beim russischen wie beim litauischen Volk bald Ruhm einbrachte.

Das Äußere des Fürsten entsprach seinem Charakter. Die Züge, die das eher sympathische denn schöne Gesicht auszeichneten, waren Arglosigkeit und Offenheit. In seinen dunkelgrauen, von schwarzen Wimpern gesäumten Augen würde der aufmerksame Beobachter eine ungewöhnliche unbewusste und gleichsam ungewollte Entschlossenheit entdecken, die es ihm nicht gestattete, in einem Moment des Handelns auch nur für einen Moment innezuhalten. Unebenmäßige, struwwelige Brauen und die schiefe Falte dazwischen deuteten auf eine gewisse Unordnung und Inkonsequenz der Gedanken. Dafür offenbarte der weich und entschlossen gezogene Mund eine ehrliche, durch nichts ins Wanken zu bringende Festigkeit, und das Lächeln eine unvoreingenommene, beinahe kindliche Gutmütigkeit, sodass ein mancher ihn für beschränkt gehalten hätte, würde nicht die Gutherzigkeit, von der jeder seiner Züge durchdrungen war, ein Gewähr leisten, dass er stets dasjenige mit dem Herzen begreife, was seinem Verstand vielleicht nicht zugänglich war. Der allgemeine Eindruck sprach für ihn und führte zu der Überzeugung, man könne sich fest auf ihn verlassen, wenn es um Entschlossenheit und Selbstvergessenheit ging, während andererseits das Überdenken seiner Taten und Erwägungen ihm nicht lägen.<...>

Fürst Serebrjanyi

Steinschneidewerkstatt „Swjatogor“

2014

Autor: Pawel Lapysch

Meister: Artemi Ushkow

Schliff: Igor Manturowski

Juweliere: Dmitri Babuschkin, Wiktor Sobolew

Material: Jaspis, Feuerstein, Tigerauge, Magnesit, Chalcedondrusen, Gasgan-Marmor, Feuerstein, Chalcedon, Silber, Bronze, vergoldet, palladiert, brüniert

Größe: 38 × 24 × 24 cm