Die Ausstellung „Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler“ präsentiert ausgewählte Skulpturen zum Thema Märchen, mythologische Figuren und epische Helden. Die Folklore ist seit Alters her bis zum heutigen Tage ein wichtiger Teil der russischen Kultur. Schriftsteller und Künstler schöpfen aus den Volksüberlieferungen ihre Motive, und die russische Sprache ist reich an Bezügen zu den Figuren und Erzählungen, die jeder aus der Kindheit kennt.
Die Kunst des Steinschnitts gilt als das traditionelle Handwerk des Ural — einer originären und eigenständigen Region Russlands. Und das ist nicht verwunderlich, ist doch die gesamte Geschichte der Erschließung des „Steingürtels“ des Landes, wie das Gebiet gerne genannt wird, verbunden mit Gestein: seiner Förderung, Erhaltung, Verarbeitung und Erforschung. Von Bergen, Steinen und Steinschneidern handeln Lieder, werden bis zum heutigen Tag sagenhafte Legenden und Geschichten erzählt, die in den Städten und Dörfern des Ural von Mund zu Mund weitergetragen werden.
Von besonderem Wert ist, dass die Geheimnisse dieses althergebrachten Handwerks immer noch lebendig sind: Dank der traditionellen Weitergabe des Berufs beherrschen die Steinschneider unserer Zeit die verschiedenen Techniken in Perfektion, während die naturgegebene Gesteinsvielfalt im Ural ungeahnte gestalterische Möglichkeiten eröffnet.
Traditionelle Märchenmotive sind bei den zeitgenössischen Meistern besonders beliebt. Zum Teil liegt dies in der Besonderheit dieser Kunstform begründet: Zeitlose, ewige archetypische Motive werden in einem beständigen und robusten Mineral festgehalten. Darüber hinaus ist es vor allem das Material des Steins, das in der Lage ist, der Metapher des schöpferischen Gestaltungsprozesses buchstäblich feste Form zu geben. Der Stein ist in den meisten Kulturen das Symbol schlechthin für das Unbelebte, Erstarrte, des Lebens Beraubte. Aber in den Händen eines fähigen Meisters der unbeseelte Brocken seinen Wesenskern: Langsam tritt ein Bildnis zu Tage — und der Stein wird gewissermaßen lebendig. Was könnte ein besseres Motiv für eine solch wundersame Verwandlung liefern, als die Volksmärchen, an deren Magie schon unsere weit entfernten Vorfahren glaubten und an deren Schönheit auch wir uns heute noch erfreuen?
Die Ausstellung präsentiert die besten Exponate der Uraler Steinschneidekunst, gefertigt von zwei Künstlerkollektiven — der Werkstatt „Swjatogor“ und der „Kunstwerkstatt Alexei Antonow“. Der Großteil der vorgestellten Arbeiten wurde in der Technik des dreidimensionalen Mosaik ausgeführt. Daneben begegnet man größeren Elementen aus massivem, sorgfältigst verarbeitetem Gestein. Die Verbindung dieser beiden Richtungen erzeugt jenen besonderen Effekt, der für die Steinbearbeitung im Ural charakteristisch ist.
Ein Blickfang ist das beeindruckende Format der Kunstwerke, welches erlaubt, sie mit vollem Recht als Steinskulpturen zu klassifizieren. So wird die schöpferische Palette der Künstler neben dekorativen Miniaturen nach und nach um komplexe, aus mehreren Figuren bestehende Kompositionen erweitert.
Die in der Ausstellung und im Katalog vorgestellte Auswahl an Exponaten eröffnet einen Zugang zur Welt der traditionellen russischen Kultur über das klassische Kunsthandwerk der Steinschneiderei und macht das interessierte Publikum mit den Volkshelden, den beliebtesten Motiven und den allseits bekannten Figuren vertraut. In ihren steinernen Kunstwerken offenbaren die Meister die einzigartige Farbvielfalt der russischen Märchen, die seit vielen Jahrhunderten das Selbstbewusstsein der Menschen prägen.
Die Exposition ist im Liechtensteinischen Landesmuseum präsentiert
Den Preis „Schönste Bücher aus Liechtenstein 2015“ hat das Buch „Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler“ gewonnen
Einen Einblick in die Exposition kann man im Liechtensteinischen Landesmuseum bis zum 18. Oktober 2015 bekommen.
In der heutigen Zeit blühen die neuen Medien. Computerspiele scheinen schon bei Kindern immer mehr die althergebrachte Vorlesekultur und das eigene Lesen zu ersetzen. Daher mag es vielleicht zunächst verwundern, dass ausgerechnet jetzt eine Ausstellung über Märchen in Steinskulpturen präsentiert wird. Es stellen sich vielleicht die Fragen: Brauchen wir eigentlich noch Märchen, und brauchen wir das kunstvolle Handwerk der Steinschneider?
Besonders intensiv entwickelte sich die Steinschneidekunst in Russland im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts. Die aktive Erschließung des Uralgebietes, einer der eigenwilligsten Regionen Russlands und Ursprungsort seltener Gesteine, spielte dabei eine zentrale Rolle. Das namensgebende Massiv des Uralgebirges bildet eine natürliche Grenze zwischen Europa und Asien und eröffnet hinter sich das schier grenzenlose Sibirien. Die Geschichte dieser Region ist eng verbunden mit dem Bergbau, und so entwickelte sich auf Grund der immensen Vielfalt an Mineralien und Gesteinen auf ganz natürliche Weise ein großes Interesse an der Steinschneidekunst.
Im Abschnitt „Ausstellung“ sind alle Werke der Steinschneidekunst aus der Exposition „Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler“ dargestellt.
Pratteln (BL) - Erstmals werden aus Stein gefertigte Meisterwerke aus dem Ural in der Schweiz ausgestellt. Die Skulpturen stellen Menschen, Tiere, Sagen- und Mythenfiguren mit lebensechtem Ausdruck dar. Basismaterial sind seltenen Gesteinsarten und Mineralien. Die Galerie Hermann Alexander Beyeler in Pratteln (BL) zeigt die Werke vom 3. Dezember 2015 bis 1. April 2016.
Am 8. Juli findet im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz feierliche Eröffnung der Ausstellung „Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler“ statt.
Die Ursprünge der Uraler Steinschneidekunst gehen zurück auf die Epoche der Reformen von Peter I. dem Großen. Die Geschichte dieses Kunsthandwerks war in den dreihundert Jahren seines Bestehens eng verflochten mit westeuropäischen Traditionen der Edelsteinbearbeitung.
Das Steinschneidehandwerk ist eine bemerkenswerte Kunst: Auf der einen Seite ist der Steinschneidemeister ein Künstler im Sinne eines Schöpfers, der einem zunächst harten und formlosen Gegenstand Leben und neue Form verleiht. Andererseits besteht die zentrale Aufgabe des Meisters darin, dasjenige freizulegen und zu präsentieren, was bereits die Natur selbst geschaffen hat: Schönheit, Struktur, die Einzigartigkeit und den Charakter der Mineralien. Jedes Werk der Steinschneidekunst bedeutet einen Balanceakt auf eben jenem schmalen Grat zwischen der Rolle des Schöpfers und der des Vermittlers.
Das Buch wurde extra anlässlich der Ausstellung, die am 23. März im Liechtensteinischen Landesmuseum eröffnet worden ist, vorbereitet: Der Leser kann alle Steinskulpturen der Exposition im Katalog finden.
Der Internet-Videokanal Roomple hat die Werkstatt „Swjatogor“ besucht und einen Film darüber, wie die Steinkünstler die Werke aus Stein schaffen, gemacht.
Die Ausgabe in vier Sprachen kann man im Liechtensteinischen Landesmuseum in Vaduz kaufen.
Die Ausstellung „Sagen und Märchen in Meisterwerken Uraler Steinkünstler“ präsentiert ausgewählte Skulpturen zum Thema Märchen, mythologische Figuren und epische Helden. Die Folklore ist seit Alters her bis zum heutigen Tage ein wichtiger Teil der russischen Kultur. Schriftsteller und Künstler schöpfen aus den Volksüberlieferungen ihre Motive, und die russische Sprache ist reich an Bezügen zu den Figuren und Erzählungen, die jeder aus der Kindheit kennt.